Hans-Georg Gradl: Kein Jota soll vergehen?! Das Gesetz im Urchristentum
Shownotes
Am Anfang der Rechtstradition steht das Königsrecht: Die göttlich legitimierte Stellung des Königs legitimiert zugleich seine Gesetze. Mit der Geschichte des jüdischen Volkes wird diese Praxis jedoch in Frage gestellt. Die in den Büchern Mose enthaltenen Gesetze sind nämlich explizit als Gottesrecht legitimiert, wodurch dem orientalischen Sakralkönigtum die Grundlage entzogen wird. Eine völlige Umwertung aller Werte unternimmt schließlich das Christentum, das beide Rechtsformen gleichermaßen kritisiert: „Durch das Gesetz wird niemand gerecht“ (Gal 2,16). Wie ist diese Kritik aber zu verstehen? Und mit welchem Recht wird sie laut?
Diese Gemengelage bildet das Fundament unserer Jubiläumstagung 'Alles was Recht ist', mit der unsere Kooperation mit dem Katholischen Bibelwerk ihre Fortsetzung findet. Anlässlich der 100. Ausgabe von Welt und Umwelt der Bibel wollen wir mit unseren Gästen über das Phänomen der Gesetzgebung reflektieren und dabei die Geltungsfrage in den Mittelpunkt rücken. Unser Blick ist dabei übrigens auch auf „unsere Zeit“ gerichtet: Mit welchem Recht entscheiden wir täglich darüber, was sein soll? Und welche Probleme ergeben sich daraus für demokratisch legitimierte Ordnungen und Prozesse?
Prof. Dr. Hans-Georg Gradl ist Professor für Exegese des Neuen Testaments an der Theologischen Fakultät Trier. Er referierte bei der Tagung "Alles was Recht ist. Legitimation und Gesetzgebung in Religion und Gesellschaft" am 1./2.10.2021 in der Katholischen Akademie in Bayern zu dem Thema 'Kein Jota soll vergehen?! Das Gesetz im Urchristentum'.
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