Martina Roesner: Zur Sakramentalität des Überindividuellen in Meister Eckharts Mystik
Shownotes
Prof.in Dr. Martina Roesner, Professorin für Philosophie und Philosophiegeschichte, Theologische Hochschule Chur, referierte am 17.3.2024 in der Katholischen Akademie in Bayern zu dem Thema:
Jenseits von Konrad und Heinrich. Zur Sakramentalität des Überindividuellen in Meister Eckharts Mystik
Meister Eckharts Mystik gilt gemeinhin als eine Form der Spiritualität, in der die sonst üblichen Formen kirchlicher Heilsvermittlung keine Rolle spielen. Dennoch betont Eckhart immer wieder, dass die von ihm thematisierte Einheit mit Gott „ohne Mittel“ gerade nicht auf der Ebene der Individualität als solcher verwirklicht werden kann. Der Vortrag will der Frage nachgehen, inwiefern die mit dem Begriff der „Gelassenheit“ verbundene Überschreitung des individuellen Eigenseins gleichsam das eckhartsche Äquivalent zu jener theologischen Wirklichkeit ist, die sonst im Kontext der Sakramentenlehre und Ekklesiologie behandelt wird.
Dass es der große Prediger, Theologe, Philosoph, Mystiker, Lehrer und Ordensorganisator mit seiner Kirche nicht leicht hatte, zeigen der Prozess, der gegen ihn geführt wurde, und die Verurteilung einzelner Sätze seiner Lehre als häretisch nach seinem Tod im Jahr 1328.
Wir werden uns fragen, in welchem Verhältnis er zu seiner Kirche, zu seinem Dominikanerorden und dem Mönchtum allgemein stand, was er selbst über Kirche dachte und welche Rolle Kirche als Institution oder Raum, Papsttum, Priesterschaft und Laien, aber auch die kirchliche Dogmatik für ihn und in seiner Zeit spielten.
Im Zentrum stehen dabei auch Fragen nach dem Verhältnis des Einzelnen zur Gemeinschaft oder der Rolle von Institutionen und deren Vermittlungscharakter einerseits wie der möglichen unmittelbaren Gottesbegegnung jedes einzelnen Menschen andererseits. Und natürlich ist die Situation im frühen 14. Jahrhundert auch ein ferner Spiegel für die heutige.
Die Jahrestagung der Meister-Eckhart-Gesellschaft zum 20. Jubiläum ihrer Gründung im Jahr 2004, zum siebten Mal schon in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie in Bayern, ist offen für alle Interessierten.
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