Dietmar Mieth: Theologie statt Kirche?
Shownotes
Prof. em. Dr. Dietmar Mieth, Professor für Theologische Ethik am Lehrstuhl für Theologische Ethik / Sozialethik der Eberhard Karls Universität, Tübingen, Fellow und Mitglied der Meister-Eckhart-Forschungsstelle am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt referierte am 16.3.2024 in der Katholischen Akademie in Bayern zu dem Thema:
Theologie statt Kirche?
Warum Kirche bei Meister Eckhart präsent ist, aber nicht zum Thema wird
Erst mit den Konfessionen wurde Kirche zum kontroversen Thema. Dennoch kann man Differenzen über „Kirche“ erschließen, zum Beispiel zwischen Thomas von Aquin und Meister Eckhart. Eckhart spricht primär von der Menschwerdung Gottes in ihrer Bedeutung für alle Menschen. Er stellt bestehende Strukturen implizit in Frage. Die Kirche gehört nicht in die „Zeit der Ernte“ (vgl. Mt 13,30). Das hat zum Beispiel Auswirkungen auf die theologische Begründung der Inquisition.
Dass es der große Prediger, Theologe, Philosoph, Mystiker, Lehrer und Ordensorganisator mit seiner Kirche nicht leicht hatte, zeigen der Prozess, der gegen ihn geführt wurde, und die Verurteilung einzelner Sätze seiner Lehre als häretisch nach seinem Tod im Jahr 1328.
Wir werden uns fragen, in welchem Verhältnis er zu seiner Kirche, zu seinem Dominikanerorden und dem Mönchtum allgemein stand, was er selbst über Kirche dachte und welche Rolle Kirche als Institution oder Raum, Papsttum, Priesterschaft und Laien, aber auch die kirchliche Dogmatik für ihn und in seiner Zeit spielten.
Im Zentrum stehen dabei auch Fragen nach dem Verhältnis des Einzelnen zur Gemeinschaft oder der Rolle von Institutionen und deren Vermittlungscharakter einerseits wie der möglichen unmittelbaren Gottesbegegnung jedes einzelnen Menschen andererseits. Und natürlich ist die Situation im frühen 14. Jahrhundert auch ein ferner Spiegel für die heutige.
Die Jahrestagung der Meister-Eckhart-Gesellschaft zum 20. Jubiläum ihrer Gründung im Jahr 2004, zum siebten Mal schon in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie in Bayern, ist offen für alle Interessierten.
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