Otfried Höffe: Verzicht - (k)eine Utopie

Shownotes

In der Tradition der philosophischen und theologischen Ethik sowie der Praxis der Weltreligionen spielen verschiedene Formen des Verzichts eine erhebliche Rolle. Diesen Befund mag man nun begrüßen oder nicht - auf unsere Gegenwart lässt er sich jedenfalls nicht eins zu eins übertragen. Denn obwohl auch säkulare Zeitgenossen noch vor oder an christlichen oder jüdischen Feiertagen spenden oder fasten - Muslime tun gar beides im Monat Ramadan -, so ist das Stichwort des Verzichts (ebenso wie die Umfeldausdrücke der Askese und des Fastens) aus der öffentlichen Diskussion so gut wie verschwunden.

Zusammen mit dem Philosophen Prof. Dr. Otfried Höffe aus Tübingen und dem Moraltheologen Dr. Werner Veith aus München möchten wir dieser Tatsache aktiv entgegenwirken und die Logik des Verzichts neu ins Bewusstsein heben. Dabei werden wir jedoch keiner lebensfernen Utopie das Wort reden, sondern die Sachgründe zu erörtern suchen, die für eine Wiederentdeckung und Wiederbelebung des Verzichts sowie der ihm zugeordneten Tugend der Besonnenheit sprechen.

Allein die zahlreichen Probleme der Gegenwart - denken wir beispielsweise an die Impfstoffverteilung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie oder an die Bedrohung der globalen Ressourcenknappheit - fordern uns auf, den traditionellen Diskussionsrahmen einer personalen Ethik auf eine soziale und politische Ethik hin zu erweitern. Denn: „Will die moderne Zivilisation menschenwürdig überleben, benötigt sie ein erhebliches Maß sowohl an persönlichen als auch an einer wirtschaftlich- und gesellschaftspolitischen, nicht zuletzt an einer global wirksamen Besonnenheit“ (Otfried Höffe).

Prof. Dr. Otfried Höffe ist emeritierter Professor für Ethik, Politische Philosophie und Philosophie an den Universitäten Fribourg (Schweiz) und Tübingen. Er sprach am 10.11.2021 in der Katholischen Akademie in Bayern.

Kommentare (1)

Konstantin

Interessanter Beitrag.

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